
PI_ Kunsttherapie_Juni12 als PDF
Mit kreativen Ansätze neue Formen des Glücklichseins erleben und neue Wege zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit finden? Die moderne Kunsttherapie macht es möglich. Unser Alltag mit all seinen Belastungen, wie Termindruck, Familienstreitigkeiten, Beziehungsproblemen oder Überstunden, stellt uns täglich vor große Herausforderungen. Es entsteht Stress, der Körper und Seele schaden kann. Die Lebensfreude geht verloren und wir fühlen uns unglücklich und leer, verspannt und getrieben. Eine Chance, neue Kraft zu schöpfen, bietet die Kunsttherapie. „Diese noch sehr junge Therapieform hilft den Menschen, ihr inneres Bild und das seelische Gefühlsleben auf kreative Weise zu formulieren. Denn Worte können nicht immer das ausdrücken, was uns auf dem Herzen liegt“, erklärt die aktive Künstlerin und ausgebildete Kunsttherapeutin Jutta Barthel. Ob durch Malerei, Zeichnen, Skulpturen, Tanzen oder Fotografie – die Kunst öffnet neue Wege des Kommunizierens. „Sie ist das vermittelnde Medium zwischen Therapeut und Persönlichkeit. So entstehen oft ungeahnte Lösungen und Perspektiven für die täglichen Herausforderungen im beruflichen und privaten Umfeld“, so Barthel weiter.
Geschichte der Kunsttherapie
Die Geschichte der Kunsttherapie begann Anfang des 20. Jahrhunderts und hat ihren Ursprung in der Heilpädagogik, der anthroposophischen Medizin und der ästethischen Bildung. Doch erst Mitte der 60er Jahre wurden entsprechende Konzepte entwickelt, um das therapeutische Potential der Kunst für das persönliche Wohlbefinden zu nutzen. In England ist die Kunsttherapie bereits fester Bestandteil des Gesundheitssystems. Doch auch hier findet diese Therapieform immer mehr Anklang. Jutta Barthel: „Ob als Einzel- oder Gruppentherapie – immer mehr Menschen finden mithilfe der Kunst zurück zum Glück und zum inneren Gleichgewicht.“
Im Himmel braucht es keine Perfektion – alle sind gleich und jeder wird akzeptiert. Im wirklichen Leben gilt dies nicht immer, Unvollkommenheit wird oft gemieden. Die neueste Auftragsarbeit der Künstlerin Jutta Barthel spiegelt diese Diskrepanz sinnbildlich wider: Die Grabplatte für einen kürzlich Verstorbenen, der seinen linken Arm im Krieg verlor, zeigt einen Jesus der das körperliche Leiden wiederspielt. Gerade in der heutigen Zeit ist der Hang zum Perfektionismus erdrückend übermächtig. So war der armamputierte Robert H. durch seine Behinderung Zeit seines Lebens Vorurteilen ausgesetzt, die er jedoch immer mit Bravur widerlegte. „Durch seine Lebensfreude und Kraft war er für viele Menschen ein Vorbild“, ist seine Ehefrau Renate H. überzeugt. „Das sollte seine Grabplatte auch über seinen Tod hinaus zeigen.“
Das hat seinen Preis. Denn der Weg vom unbearbeiteten Tonklumpen zur authentischen und lebensnahen Darstellung des Menschen ist schwierig und dauert seine Zeit. „Entscheidend ist ein klares Bild von der Persönlichkeit des Menschen, in all seinen emotionalen Facetten und Widersprüchlichkeiten“, beschreibt Barthel, für die Monaco seit fast 20 Jahren ein zweites Zuhause ist, ihre Voraussetzung für ein gutes Portrait. Meist formt es sich aus persönlichen Gesprächen und Fotografien des Modells. Hinzu kommt ein gutes Stück kunsthandwerklicher Tradition: In Werkstätten für Bronzeguss in Worpswede und Nizza wird das „Negativ“ des nunmehr in Ton modellierten Kopfes in Bronze gegossen.